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Vom Leid der Kriegsgefangenen

Buch zu den Rheinwiesenlagern erscheint nun schon in dritter AuflageAbb 024

Im Jahr 2012 begannen Carsten und Wolfgang Gerz mit ihren Recherchen zu einem historischen Sachverhalt, dessen Thematisierung über viele Jahre aus unterschiedlichen Beweggründen vermieden, aber dann von der politischen Rechten missbraucht wurde. Die Rede ist von den so genannten Rheinwiesenlagern. Unter diesem Oberbegriff werden die Kriegsgefangenenlager zusammengefasst, die

die US-Armee 1945 zwischen Remagen und Ludwigshafen errichtete und in denen hunderttausende deutscher Soldaten unter Bedingungen eingesperrt waren, die nicht der Genfer Konvention entsprachen. Tausende fanden dort den Tod. 2014 erschien dann unter dem Titel „Gefangen im eigenen Land“ ihr Buch im Rhein-Mosel Verlag in Zell. Es stieß auf großes Interesse, da damit erstmals eine zusammenfassende Darstellung zu dieser Thematik vorlag. Darauf wird auch im Klappentext hingewiesen: „Die Geschichte der Rheinwiesenlager (…..) wird hier erstmals zusammenfassend dargestellt. Eine ausführliche Dokumentation zu einem Thema, das Jahrzehnte fast totgeschwiegen wurde“. Nun ist dieses Buch in dritter Auflage wieder erhältlich.

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Zeichnung aus dem Lager Siershahn - Foto: Archiv SCHRIFT:gut nach Ortsarchiv Siershahn

Die Autoren bewerten dies als Anerkennung ihrer vielfältigen und beharrlichen Recherchearbeit. Carsten Gerz dazu: „Natürlich freuen wir uns über diese 3. Auflage. Das zeigt ja, dass wir mit unserem Buch einen Nerv getroffen haben. Zulange waren diese Lager ein Tabu-Thema, denn es tangierte ja unsere engsten, militärischen NATO-Verbündeten. Tatsächlich hat aber das Totschweigen dazu geführt, dass die Neue Rechte diese Lager für sich entdeckt hat und bis heute propagandistisch missbraucht“. Wolfgang Gerz ergänzt: „Wir wollten mit unserer Dokumentation auch klarstellen, dass die Zahlen von Millionen Toten, die die Extreme Rechte rezitiert, nicht haltbar sind.“

Eines dieses Lager befand sich in Siershahn im Westerwald. Die meisten Toten sind allerdings in Remagen/Sinzig und Bad Kreuznach/Bretzenheim zu beklagen. Rund 7.000 Lagertote haben die beiden Autoren errechnet. Von Ludwigshafen bis Remagen waren Gerz/Gerz unterwegs; haben Gedenkstätten aufgesucht, Lokalhistoriker kontaktiert, Literatur ausgewertet, in Archiven geforscht und sogar Zeitzeugen ausfindig gemacht. Entstanden ist dabei ein Buch, das in aller Deutlichkeit die dramatischen Geschehnisse aufzeigt. Nachdem 1945 die Westfront zusammenbrach, wurden die immer schneller vorrückenden Alliierten der Unmengen an deutschen Gefangenen nicht mehr Herr. Organisatorisch war man schlicht nicht in der Lage diese Menschenmassen (man schätzt allein 7,7 Millionen im Westen) kriegsrechtskonform unterzubringen. Dies lag vor allem daran, dass man beim Vorrücken nach Deutschland von zunehmendem, militärischem Widerstand und weniger Kriegsgefangenen ausgegangen war. Deswegen umzäunte man nun Wiesen mit Stacheldraht, umschanzte diese mit Maschinengewehrstellungen und pferchte die geschlagenen deutschen Landser praktisch ins Gelände. Dies alles geschah ohne ausreichend Verpflegung, sanitäre Anlagen oder Unterkünfte. Carsten Gerz abschließend: „Wir betreiben keine Schuldzuweisungen, sondern beschreiben ganz realistisch was geschehen ist. Eines soll das Buch aber in jedem Fall sein: Ein Dokument gegen den Krieg“.

Carsten GERZ; Wolfgang GERZ: Gefangen im eigenen Land, Rhein-Mosel Verlag Zell, erhältlich im Buchhandel oder bei SCHRIFT:gut Kultur&Medien, Tel.: 02664/9939923, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.